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Editorial DOI: 10.14623/thq.2023.3.242–243
Stephan Winter
In Yad Vashem, der Gedenkstätte für die Opfer der Shoah, findet sich der berühmte und oft zitierte Satz: „Das Exil wird länger und länger des Vergessens wegen, aber im Erinnern liegt das Geheimnis der Erlösung.“ Tatsächlich stehen viele religiöse und speziell die biblisch begründeten Rituale und Liturgien in enger Beziehung zum grundmenschlichen Vollzug des Erinnerns bzw. Gedenkens sowie zu Zeiten und Orten entsprechender Praktiken.

Gerade Erinnerungs-/Gedächtnisorte sind dabei oft auch künstlerisch in vielfältiger Weise gestaltet. Sie speichern zum Teil eine Fülle an Bedeutungen und regen immer wieder neu an, sich kollektiv und individuell mit den eigenen Vergangenheit(en) auseinanderzusetzen wie auch mit denen, die innerhalb diverser sozialer Zusammenhänge relevant sind. So können Menschen Dankbarkeit kultivieren, sich aber ebenso mit Schuld konfrontieren und der eigenen Verantwortung stellen.

Vom 5. bis 8. September 2022 haben in der Akademie Erbacher Hof in Mainz – als Kooperationsveranstaltung des Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft an der Katholisch- Theologischen Fakultät der Universität Tübingen, des Deutschen Liturgischen Instituts, Trier, und der Akademie – wieder die Studientage „Kunst und Liturgie“ stattgefunden, diesmal unter dem Motto „GEDENKE, MENSCH … Orte gesellschaftlicher und kirchlicher Erinnerungskultur in Geschichte und Gegenwart“ (nähere Informationen unter https://dli.institute/wp/institut/studienwoche-liturgie-kunst-kultur [aufgerufen am 12.08.2023]). Auf dieser Tagung wurde der Thematik interdisziplinär, vor allem aus (liturgie-)theologischen und kunsthistorischen Perspektiven, in Vorträgen, Podiumsgesprächen, Exkursionen und intensivem Austausch nachgegangen.

Zwei der Referent*innen haben Ihre damaligen Beiträge zu Aufsätzen für dieses Heft aufbereitet: Hildegard Hager, Tübingen, hatte in Mainz den Schlusspunkt gesetzt und mit den aktuellen Erkenntnissen aus ihrer gerade fertiggestellten, religionspädagogisch und kirchengeschichtlich ausgerichteten Dissertation die verschiedenen Impulse der Tagung noch einmal im Rückblick bündeln können: Sie geht von ihrer Grundthese aus, dass Erinnerungsgemeinschaften wesentlich als Erzählgemeinschaften zu verstehen sind, für die wiederum bestimmte Orte, an die sich Geschichten sozusagen anlagern können, eine zentrale Rolle spielen.

Marco Weis, Würzburg/Bamberg, hatte in Mainz ebenfalls Ergebnisse seiner Forschungen zu Devotionsorten im Kirchenraum in Geschichte und Gegenwart präsentiert, die er für das vorliegende Heft zur Verfügung stellt; die Dissertation ist im Erscheinen in der Reihe „Theologie der Liturgie“ (Verlag Friedrich Pustet, Regensburg). Für einen kunsthistorischen, sehr grundlegenden und umfassenden Beitrag zur besonderen Bedeutung, die Licht in seinen verschiedenen Formen für mittelalterliche Kirchengebäude als Gedächtnisorte leistet, konnte Eva Spinazzè gewonnen werden. Die Schweizer Post-doc-Wissenschaftlerin (Studien der Philosophie und der Kunstwissenschaften) stellt in ihrem englischsprachigen Text wichtige Ergebnisse ihrer langjährigen, einschlägigen Forschungen vor.

Ein Beitrag von Katrin Großmann, Berlin, die ebenfalls jüngst ihre Qualifikationsschrift „Gott fürchten? Eine systematisch-exegetische Rekonstruktion eines missverstandenen biblischen Motivs“ vorgelegt hat (erschienen bei Herder, Freiburg i. Br.), reflektiert anhand eines Kunstprojektes, wie bereits mitten innerhalb von gegenwärtigen Ereignissen Erinnerungsprozesse in Gang gebracht werden können. Es geht um das Projekt der ukrainischen Künstler:innen Oleksandr Klymenko und Sofia Atlantova, die seit einiger Zeit – angestoßen schon durch die Besetzung der Krim 2014 und den später weiter eskalierten Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine – Ikonen auf russische Munitionskisten schreiben.

Angesichts vielfach zu beobachtender Geschichtsvergessenheit und Erinnerungsmüdigkeit zeigt dieses Heft demnach exemplarisch auf, welchen Beitrag theologisches Denken für die Förderung bzw. teilweise notwendige Reaktivierung entsprechender Prozesse in unseren Gesellschaften leisten kann. Außerdem ist es ein weiteres Beispiel dafür, dass die Theologische Quartalschrift gerade auch jüngeren Wissenschaftlerinnen und deren innovativen Projekten und Denkwegen eine Plattform zur Präsentation bieten will.

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