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Leseprobe 2 DOI: 10.14623/thq.2024.3.414–426
Saskia Wendel
Enthusiasmus, Endzweck der Schöpfung, praktischer Glaube
Das Zusammenbestehen von Gefühl und Verstand in der Ethikotheologie der „Kritik der Urteilskraft“
Zusammenfassung
Ein wichtiger Aspekt in Immanuel Kants Moral- wie Religionsphilosophie liegt in seiner Referenz auf ein Gefühl, wenn es um die Dimension der Achtung des moralischen Gesetzes, aber auch um die Anerkennung eines Endzwecks der Schöpfung und um den Glauben an Gott und Unsterblichkeit geht. Dieser Beitrag geht vom Gefühl des Erhabenen aus, in welchem Kant die negative Darstellung der Vernunftideen sieht. Zunächst wird die Analogie zwischen dem ästhetischen Gefühl des Erhabenen und dem moralischen Gefühl der Achtung über den Begriff des Enthusiasmus dargestellt, bevor in letzter Konsequenz die Erweiterung der Analogie auf den „praktischen Glauben“ aufgezeigt wird: nämlich im Glaubensgefühl des Menschen – als Freiheitswesen –, das sich im Rahmen von Kants Ethikotheologie aus dem Konzept des Endzwecks der Schöpfung als erhoffter Einheit von Tugend und Glückseligkeit ergibt.

Abstract
Feeling (Gefühl) is an important aspect of Immanuel Kant’s moral and religious philosophy appearing both as a dimension in the respect for moral law, as well as in the recognition of a final end of creation, faith in God, and belief in immortality. This article takes as its starting point the aesthetic feeling of the sublime, which Kant identifies with the negative representation of the ideas of reason. First, the article presents the analogy between the aesthetic feeling of the sublime and the moral feeling of respect via the concept of enthusiasm. In following, it explores the extension of this analogy to the realm of “practical faith” – to the feeling of faith of a free human being which, within the framework of Kant’s ethicotheology, arises from the idea of the final purpose of creation as the hoped-for unity of virtue and happiness.

Schlüsselwörter/Keywords

Gefühl des Erhabenen; Enthusiasmus; Achtung; negative Darstellung; Endzweck der Schöpfung; praktischer Glaube; Immanuel Kant
Feeling of the sublime; enthusiasm; respect; negative presentation; final end of creation; practical faith; Immanuel Kant


Im Jahr 2024 werden zwei besondere Gedenktage zugleich gefeiert: der 300. Geburtstag Immanuel Kants und der 250. Geburtstag Caspar David Friedrichs. Gemeinhin möchte man annehmen, dass einer der prominentesten Philosophen der Aufklärung und Begründer der Transzendentalphilosophie und ein Künstler, der als herausragender Vertreter der Romantik gilt, nur wenig mehr gemeinsam haben als die Feier ihrer (halb-)runden Geburtstage. Doch die Behauptung eines strikten, unauflöslichen Gegensatzes zwischen beiden erweist sich als zu schnell, vor allem wenn man berücksichtigt, dass Friedrichs Kunstwerke als Beispiele für eine Ästhetik des Erhabenen herangezogen werden, im Zusammenspiel mit einem deutlich melancholischen Moment. Kant ist einer der prononciertesten Theoretiker einer Ästhetik des Erhabenen gewesen, vorgelegt hat er seine Überlegungen dazu vor allem in seiner „Analytik des Erhabenen“ in der „Kritik der Urteilskraft“. Darin besteht eine erste Gemeinsamkeit zwischen Kant und Friedrich, eine zweite in beider Fokussierung auf ein Glaubensverständnis, das jeglichem Anspruch auf absolutes Wissen in theoretischer Hinsicht entsagt, eine dritte in der Ehrfurcht vor der Naturteleologie und vor der Unendlichkeit des Universums.

Diese Gemeinsamkeiten markieren einen wichtigen Aspekt in Kants Moral- wie Religionsphilosophie: Kant referiert auf ein Gefühl, wenn es um die Dimension der Achtung des moralischen Gesetzes und in dessen Folge auch um die Anerkennung eines Endzwecks der Schöpfung und dann wiederum um den Glauben an Gott und Unsterblichkeit geht. Das ästhetische Gefühl des Erhabenen wird in Analogie zum moralischen Gefühl der Achtung für das moralische Gesetz gesetzt, und in letzter Konsequenz auch in Analogie zum „praktischen Glauben“. Jene Referenz auf ein Gefühl widerspricht in keiner Weise Kants Absage an eine heteronome, allein auf Affekte gegründeten Moral.

1. Das Gefühl des Erhabenen als negative Darstellung der Vernunftideen

Hinsichtlich Kants Verständnis des Erhabenen sind mehrere Punkte herauszustellen: Das Erhabene ist für Kant erstens keine Bestimmung eines extramental Gegebenen, weder Ding, Ereignis noch Person, sondern ein inneres Gefühl, welches durch ein äußeres Gegebenes ausgelöst, verursacht, nicht aber begründet wird:

„So kann der weite, durch Stürme empörte Ozean nicht erhaben genannt werden. Sein Anblick ist gräßlich; und man muß das Gemüt schon mit mancherlei Ideen angefüllt haben, wenn es durch eine solche Anschauung zu einem Gefühl gestimmt werden soll, welches selbst erhaben ist, indem das Gemüt die Sinnlichkeit zu verlassen und sich mit Ideen, die höhere Zweckmäßigkeit enthalten, zu beschäftigen angereizt wird.“

Möglichkeitsbedingung des erhabenen Gefühls wiederum ist dessen Bezugnahme auf Vernunftideen, die, insofern sie mit einem durch die Sinnlichkeit gegebenen und im Vermögen der Einbildungskraft erfassten Objekt aufeinander treffen, jenes Gefühl gleichsam als „erhaben“ überhaupt erst bestimmen.
[...]


Lesen Sie den kompletten Artikel in der Printausgabe.

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