archivierte Ausgabe 3/2018 |
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Editorial |
DOI: 10.14623/thq.2018.3.133–134 |
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Wilfried Eisele |
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Vor fünfzig Jahren, am 18. Januar 1968, hielt Alfons Auer seine Antrittsvorlesung über „Die Erfahrung der Geschichtlichkeit und die Krise der Moral“ im Auditorium Maximum der Universität Tübingen. Ein Jahr später und etliche Monate „Nach dem Erscheinen der Enzyklika ‚Humanae vitae‘“ erschien sie zusammen mit seinen „Zehn Thesen über die Findung sittlicher Weisungen“ in der Theologischen Quartalschrift (ThQ 149 [1969] 4–22 bzw. 75–85). Die kritisierende, integrierende und stimulierende Funktion im Bereich des Sittlichen, die Auer in seinen Thesen Kirche und Theologie zuspricht, entfaltete er zwei Jahre später als Zielpunkt seines Opus magnum „Autonome Moral und christlicher Glaube“ (Düsseldorf 1971, 185–197). Als hellsichtige, entschiedene und dabei mit aller Bescheidenheit vorgetragene Deutung der geschichtlichen Situation wirkten Auers Beiträge im besten Sinne prophetisch – und sie tun es bis heute.
Am 14. November 2017 gab sich die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Tübingen zusammen mit der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart die Ehre, zum zweiten Mal den mit 25.000 Euro dotierten Alfons Auer-Ethik-Preis zu verleihen, den der oberschwäbische Unternehmer Siegfried Weishaupt zum 100. Geburtstag von Alfons Auer 2015 gestiftet hat und der alle zwei Jahre vergeben wird. Nach Charles Taylor 2015 erhielt den Preis 2017 der in Wissenschaft und Politik gleichermaßen hoch angesehene Menschenrechtstheoretiker und -aktivist Heiner Bielefeldt, der seit 2009 den Lehrstuhl für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik an der Universität Erlangen-Nürnberg innehat und 2010–2016 als UN-Sonderberichterstatter über Religions- und Weltanschauungsfreiheit tätig war. Person und Werk des Geehrten wurden in der Laudatio von Marianne Heimbach-Steins in gebührender Weise gewürdigt. In seiner Dankesrede erinnerte Heiner Bielefeldt an seine eigenen Tübinger Wurzeln und widmete sich sodann dem provokativen Potenzial der Religionsfreiheit, das sie nicht nur in autoritären Staaten, sondern auch in liberalen Gesellschaften, ja sogar innerhalb der Religionsgemeinschaften selbst entfaltet. Beide Reden werden im vorliegenden Heft dokumentiert.
Die beiden anderen Beiträge dieses Heftes gehen ebenfalls auf akademische Feiern im vergangenen Jahr zurück. Was meine Wenigkeit betrifft, so durfte ich am 4. Juli 2017 die Antrittsvorlesung als neu ernannter Professor für Neues Testament an meiner Alma Mater Tubingensis halten. Sie folgt dem roten Faden des antiken Freundschaftsideals durch das lukanische Doppelwerk und profiliert damit einen charakteristischen Grundzug der lukanischen Theologie. Am 30. Juni 2017 hielt Ulrich Lüke seine Abschiedsvorlesung an der Technischen Hochschule Aachen. Sie befasst sich mit dem Frauenpriestertum und unterzieht vor allem das Argument, wonach eine „natürliche Ähnlichkeit“ zwischen Jesus und dem in persona Christi handelnden Amtsträger bestehen müsse, insofern beide Männer seien, einer kritischen Überprüfung. Nicht zuletzt bezieht er sich dabei auf das unvergessene Themenheft der Theologischen Quartalschrift zur Frauenordination (ThQ 173 [1993] 161–244). So fügt sich der Beitrag bestens in die Tübinger Fakultätsereignisse ein.
Ein solches Ereignis, das keinesfalls mit Schweigen übergangen werden soll, ist auch der Abschied vom langjährigen Redaktionssekretär der Theologischen Quartalschrift, Herrn Dr. Michael Lauble, der in dieser Funktion seit dem 1. Heft 1996 tätig war und bis zum Sonderheft 2018, das als Doppelnummer zuletzt erschienen ist, 89 Hefte publikationsreif gemacht hat. In all den Jahren hat unsere Zeitschrift von der reibungslosen Zusammenarbeit mit diesem feinsinnigen, theologisch wie sprachlich versierten Redaktor profitiert, der seine Arbeit so subtil ausgeführt hat, dass es selbst geübten Redaktionskritikern kaum je aufgefallen sein dürfte. Dass die Theologische Quartalschrift fast 23 Jahre lang zuverlässig und in der gewohnten Qualität erscheinen konnte, ist nicht zuletzt sein Werk und verdient unsere höchste Anerkennung. Im Namen des Herausgeberkreises danke ich Herrn Dr. Lauble für seine wertvollen Dienste und wünsche ihm für die Zukunft Gottes Segen. Zugleich bin ich froh und dankbar, dass wir mit Herrn Georg-D. Schaaf einen neuen Redaktionssekretär gewinnen konnten, bei dem unsere Zeitschrift für die kommenden Jahre in guten Händen sein wird. Im Namen aller heiße ich ihn bei der Theologischen Quartalschrift herzlich willkommen.
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