archivierte Ausgabe 3/2011 |
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Michael Theobald |
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»Das Studium der Heiligen Schrift soll gleichsam die Seele der Heiligen Theologie sein«, erklärt die Offenbarungskonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils Dei Verbum 24, womit sie die Theologie samt allen ihren Disziplinen in Pflicht nimmt und dem Kriterium des in der Schrift bezeugten Gotteswortes unterstellt. Wer sich in das vorliegende Heft der Theologischen Quartalschrift vertieft, mag an den ersten beiden Beiträgen ersehen, wie dies von je unterschiedlicher methodischer und fachlicher Warte aus im Sinne des II. Vaticanum geschehen kann.
Im ersten Beitrag »Abschied von der Verbotsmoral?« von F.-J. Bormann geht es, im Unterschied zu einer Position, die das christliche Ethos vom moralischen Scheitern des Menschen her profilierte, um das Gelingen des Lebens in der Nachfolge Jesu. In Orientierung am Nazarener zeigt der Autor, dass dessen Weisung zur entgrenzenden Feindesliebe im Horizont der allen zugewandten Liebe Gottes der menschlichen Existenz ein enormes Entwicklungspotenzial eröffnet. Wer erfährt, dass ihm die Liebesfähigkeit zugetraut wird, der traut sich auch, in sie zu investieren.
Der zweite, exegetische Beitrag von H.-U. Weidemann zum »Streit um Christus in den Gemeinden der Johannesbriefe« ist den Schreiben des Neuen Testaments gewidmet, die nicht nur den Spitzensatz »Gott ist die Liebe« enthalten (1 Joh 4,16), sondern auch die Weisung zur geschwisterlichen Liebe in ihre Mitte stellen. Umso schmerzlicher sind die von ihnen bearbeiteten Konflikte, die keineswegs nur eine inhaltlich-diskursive Seite haben. Der Beitrag zeigt, wie sich die Krise des johanneischen Kreises mit den Phänomenen der Verweigerung gegenseitiger kirchlicher Gastfreundschaft innerhalb sozialer und frühkirchlicher Strukturen abspielte und auf diese zurückwirkte – ein Lehrstück zum Umgang mit Glaubenskrisen heute.
Zu den beiden theologischen Beiträgen gesellen sich zwei zu philosophiegeschichtlichen Fragen der Neuzeit – der von Sascha Müller zu Samuel von Pufendorf (1632–1694) als Wegbereiter eines moralischen Idealismus im Stile Kants und der von Larry Lee Blackman zum Streit um die Theodizee Immanuel Kants.
Der englischsprachige Beitrag ist der erste fremdsprachliche in der Theologischen Quartalschrift überhaupt – eine bemerkenswerte Premiere! Die Quartalschrift findet zwar ihre Leserschaft vor allem im deutschsprachigen Raum, versteht sich aber immer schon als internationale Zeitschrift, die über Tübingen hinaus wirken will. Insofern ist dieser Beitrag aus dem Amerikanischen ein Signal, das keine Ausnahme bleiben sollte.
Internationalität und Diskurse in Kontexten vor Ort schließen sich nicht aus. So bietet die Sparte »Kritisches Forum« diesmal einen Bericht von Ruth Scoralick zur Auftaktveranstaltung im Rahmen des sog. Dialogprozesses der deutschen Kirche, die im Juli dieses Jahres in Mannheim stattfand. Sie war in verschiedener Hinsicht bemerkenswert und wird deshalb hier dokumentiert.
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