archivierte Ausgabe 2/2014 |
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Hans Reinhard Seeliger |
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Im Mai dieses Jahres fand das fünfzigste der sogenannten „Mainzer Gespräche“ statt, die vor 25 Jahren von damaligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, ins Leben gerufen wurden. Sie waren die Reaktion der deutschen Bischöfe auf die „Kölner Erklärung“ vom 5. Januar 1989 (vgl. LThK3 6, 196), mit der insgesamt 220 Theologieprofessoren auf die damals wachsende Zahl von Verweigerungen der kirchlichen Lehrerlaubnis, die Umstände der Wahl von Kardinal Joachim Meisner zum Erzbischof von Köln und die fortschreitende Entmündigung der Teilkirchen reagierten, die dann unter dem hl. Johannes Paul II. und Benedikt XVI. immer weiter voranschritt.
Um einer Mythenbildung vorzubeugen: Die „Mainzer Gespräche“ waren zu keinem Zeitpunkt ein Gesprächsangebot an die Unterzeichner der Erklärung. Versammelt wurden (und werden) dabei die Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaften der theologischen Disziplinen. Diese gehörten damals nur zur Hälfte zu den Unterzeichnern. Sie repräsentierten diese durchaus nicht, da sie unter ganz anderen Gesichtspunkten gewählt worden waren, und unter ihnen gab es entschiedene Gegner der Erklärung. Aus den „Mainzer Gesprächen“ ist stets wenig nach außen gedrungen. Einzelne Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaften waren gesprächiger, andere schweigsamer, manche sonnten sich mitunter in dem Gefühl, Mitwisser vertraulicher Vorgänge zu werden. Wie dem auch sei: die Gespräche haben, wenn auch wohl nicht sie allein, bewirkt, dass die Zahl kirchlicher Lehrbeanstandungen im Zuge von Berufungsverfahren zurückgegangen ist. Wie sich das unter Papst Franziskus entwickeln wird, bleibt abzuwarten.
Es ist zu hoffen, dass sich ein Theologenschicksal wie das des Josef Marquart (1864– 1930), über das in diesem Heft Markus Thurau berichtet, sich nie mehr wiederholen möge. Der Autor dieser Zeilen fühlte sich jedoch, als er in diesem Aufsatz vom „heute fragwürdig erscheinenden Gehorsams- und Wissenschaftsverständnis“ jener Zeit las, als um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert Rottenburg ein Hort des Ultramontanismus war, an seine eigene Zeit als junger Professor erinnert, der als Unterzeichner der „Kölner Erklärung“ vom Paderborner Erzbischof, dem nachmaligen Kardinal Johannes Joach im Degenhardt, einbestellt wurde, um sich für seine Unterschrift zu rechtfertigen. Sie wurde als antipäpstlicher Affront verstanden und das Gespräch endete aporetisch bei der Frage, wann man als Kirchenhistoriker welche Päpste (nur tote?) unter welchen Kautelen kritisieren dürfe. Ein Hauch des kalten Winds, der Marquart einst entgegen wehte, war da, vor 25 Jahren, durchaus noch zu verspüren. Kein Anlass zu irgendwelchen Jubiläumsfeiern!
Tübingen, im Mai 2014
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