archivierte Ausgabe 3/2019 |
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Editorial
Wilfried Eisele Editorial |
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Thema dieses Hefts: Sex. Missbrauch und Kirchenrecht – Seinsverständnis bei Th.v.Aquin und Hegel – Moral. Reinheit – Vaterunser - Fukuyama |
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Beiträge |
Wilhelm Rees Was ist und was sein soll – Zur Ahndung sexuellen Missbrauchs minderjähriger Personen im Recht der römisch-katholischen Kirche |
Die Studie im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz zum sexuellen Missbrauch von Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige von 2018 hat ein großes Ausmaß an Missbrauch, unzureichender Sanktionierung und Vertuschung offengelegt. Dabei besitzt die römisch-katholische Kirche Gesetze mit Strafandrohung gegen solche Verbrechen. Der Beitrag beleuchtet die kirchenrechtlichen Vorgaben zur Sanktionierung. Er berücksichtigt zudem Reaktionen der Deutschen und der Österreichischen Bischofskonferenz und geht Überlegungen nicht nur von Theolog*innen und Gläubigen, sondern zunehmend auch von Bischöfen nach, präventive Maßnahmen zu ergreifen, wie etwa in der Ausbildung von Priestern und im Abbau klerikaler Macht. Zudem soll vermehrt der Schutz der Opfer und ihre Leiden in den Blick genommen werden.
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Johannes Brachtendorf Analogie oder Dialektik? Gott und die Welt bei Thomas von Aquin und Hegel |
Der Beitrag konfrontiert den analogen Begriff des Seins nach Thomas von Aquin mit dem dialektischen Seinsverständnis Hegels. Er geht aus vom sogenannten kosmologischen Gottesbeweis, den Thomas von Aquin innerhalb seiner fünf Wege behandelt, während Hegel ihn in seinen „Vorlesungen über die Beweise vom Dasein Gottes“ (1827) ausführlich erörtert. Der kosmologische Gottesbeweis thematisiert das Sein Gottes in seinem Verhältnis zum Sein der Welt und eignet sich daher besonders für die Untersuchung des Seinsbegriffs. Thomas von Aquin entwickelt ein Konzept analoger Verursachung, das zusammen mit dem platonischen Partizipationsgedanken der Welt ein zwar bedingtes, aber doch eigenständiges Sein zuerkennt. Dagegen versucht Hegel durch eine Analyse der Begriffe von Notwendigkeit und Zufälligkeit zu zeigen, dass die These vom Sein des Endlichen selbstwidersprüchlich sei. Daher müsse das Sein der Welt in das Sein Gottes aufgehoben werden. Der Beitrag legt dar, dass Hegels Bedenken gegenüber einer Metaphysik wie derjenigen des Thomas, die dem Endlichen Sein zuschreibt, nicht zureichend begründet sind.
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Niclas Förster Die Frage der moralischen Reinheit – Jesus und die Jerusalemer Priester |
Die Unterscheidung zwischen rein und unrein ist sowohl für die biblische Tradition als auch im antiken Judentum konstitutiv. Neben kultischer Unreinheit, die z. B. vom Kontakt mit Leichen herrührt (Num 19,1–22), gibt es auch eine moralische Verunreinigung. Kultische Reinheit ist Voraussetzung für das Betreten des Jerusalemer Tempels. Zur moralischen Unreinheit zählen Verfehlungen wie Abfall zum Götzenkult (Lev 19,31) und Mord, wodurch nicht nur der Sünder (Lev 18,24 f.), sondern auch das Heilige Land mit seinem Tempel verunreinigt werden kann (Lev 20,3). Jesus billigt der moralischen Reinheit den höheren und entscheidenden Status zu, ohne alle jüdischen Reinheitsvorstellungen völlig zu verwerfen. Dies führt zu einer Konfrontation mit der jüdischen Priesterschaft, was gewisse kanonische und außerkanonischen Quellen (z. B. P. Oxy 840) zeigen. Reinigung ist das Tun des Guten (vgl. Jes 1,16–17). Wenn man Mk 7,15 als authentisches Jesuswort akzeptiert, dann sah Jesus moralische Reinheit als wesentlich wichtiger als rituelle Reinheit an.
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Michael Hauber Verfälschung der Worte Jesu? Philologisches, Systematisches und Didaktisches zur sechsten Vaterunserbitte |
Zwei Aspekte in der durch Papst Franziskus neu entfachten Debatte um eine gute Übersetzung der sechsten Vaterunserbitte sind bislang nur am Rande – wenn überhaupt – aufgetaucht: zum einen die Tatsache, dass auch bei Übertragungsprozessen aus dem Griechischen ins Deutsche mit dem Kausativ ähnlichen Sprachstrukturen zu rechnen ist, zum anderen, dass in der Auslegungsgeschichte von Tertullian bis zum Weltkatechismus nahezu einhellig die genannte Bitte im Sinne eines „Lass uns nicht in Versuchung geraten“ interpretiert wird. Beide Aspekte werden im Beitrag miteinander verbunden und bedacht.
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Bernhard Holl 30 Jahre nach dem Ende der Geschichte – Francis Fukuyama, der letzte Mensch und das christliche Geschichtsbild |
Dreißig Jahre, nachdem Francis Fukuyama das „Ende der Geschichte“ ausgerufen hat, wird seine These immer noch diskutiert. Auch wenn Fukuyamas Postulat in der großen Mehrheit kritisch kommentiert wurde, fordert es doch weiterhin sowohl philosophisch als auch methodisch das akademische Denken über Wesen und Entwicklung menschlicher Gemeinwesen heraus. Da seine Hegelianische Idee einer zielgerichteten und (potenziell) endlichen Weltgeschichte letztlich in der frühchristlichen Eschatologie wurzelt, verdient sie zweifellos auch eine Würdigung von Seiten der Kirchengeschichtswissenschaft. Der Versuch, Richtung und Ziel innerhalb einer universalen Geschichte nachzuweisen, belegt dabei zumindest, dass es möglich und wissenschaftlich verantwortbar sein kann, Geschichte im Rahmen einer sinngebenden Erzählung zu deuten, so wie es auch die Kirchengeschichtsschreibung von Anfang an getan hat.
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