Angesichts der aktuellen gesellschaftlichen, politischen, ökologischen Problemlage
scheint es unabdingbar, dass der Zeitgenosse über alles sachlich und nachhaltig urteilen
könne. Wie lässt sich da behaupten, unter Umständen sei es geboten, sich eines
Urteils zu enthalten? – Der vorliegende Beitrag erforscht erstens die Problematik des
Urteilens; fragt zweitens danach, ob und wann Urteilsenthaltungen sinnvoll sein können,
und zwar sinnvoll in konkreten Handlungskontexten; versucht dann drittens,
Urteilsenthaltung als eine Orientierungsfigur plausibel zu machen; und zeigt viertens,
dass und wie diese Orientierungsfigur ganz entscheidende Qualitäten der christlichen
Glaubenstraditionen für die Gegenwart zur Geltung bringt.
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