Wer wissenschaftliche Exegese des Neuen Testaments im Kontext der katholischen Kirche betreibt, wird sich angesichts der leidvollen Biographien vieler Vertreter seines Faches in der Zeit vor dem 2. Vatikanischen Konzil fragen, welche Relevanz die Forschung für seine Kirche heute besitzt. Früher versuchte das kirchliche Amt, die Exegese auf den Dienst einer Magd herabzustufen, die das philologische Wissen für eine von ihr selbst nicht mehr zu verantwortende theologische Auslegung der Texte bereitstellen sollte. Heute sehen sich viele Vertreterinnen und Vertreter des Faches in der Rolle von Hofnarren, die zwar die Freiheit des Wortes genießen, aber, wenn es darauf ankommt, zu schweigen haben. Die Vorlesung fragt nach dem unverzichtbaren Dienst einer sich ökumenisch verstehenden Exegese des Neuen Testaments für die Kirche und zeigt an ihrem wichtigsten Gegenstand, der Jesusforschung, inwiefern gerade die historisch-kritische Arbeit an den Texten theologische Relevanz besitzt.
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